Tagebuch – Ausreinigung der Domorgel
10. Tag – Freitag, 13. April
Die Orgelbauer reinigen von oben nach unten durch und sind auf der untersten Ebene der Hauptorgel angekommen – auch werden schon wieder die ersten, frisch gereinigten Pfeifen eingebaut.
Hinter dem Spieltisch
Hinter dem Spieltisch (nicht im Bild, rechts): Hier kreuzen und verteilen sich die Trakturen zum Hauptwerk (ganz vorn im Bild, von unten nach oben führend), Positiv (dahinter, nach links aus dem Bild herausführend), Schwellwerk (diagonal dazu) und Pedal (im Hintergrund, ganz unten). Wunderschön: die Ästhetik der Konstruktion.
Nachher
Nachher: Staub und Schmutz sind entfernt, die Rasterbretter wirken wieder fast wie neu (rechts: die Schubstangen der Schleifenzugmotoren)
Vorher
Vorher: üble Verschmutzungen der Rasterbretter sowie des Pfeifenwerks (auf den Kernen sieht es ja nicht besser aus)
Pfeifen des Prinzipal
Die Pfeifen des Prinzipal 16′ im Pedal sind in der unteren Quinte aus Holz gebaut und liegen auf den Gehäusen von Positiv (im Blick unten, mit horizontalen Schwelljalousien) und Schwellwerk. Jeden freien Kubikzentimeter Raum ausnutzend, sind sie gekröpft, also „um die Ecke gebaut“; rechts im Bild, hinter den Bechern der Trompete 16′ aus dem Hauptwerk, sind die hölzernen Stimmschieber der Pfeifen sichtbar.
9. Tag – Donnerstag, 12. April
Schaltzentrale – zweiter Teil: der Spieltisch mit seinen vier Manualen (davon die drei unteren mit mechanischer Traktur, das vierte, über das das Auxiliaire angesteuert wird, elektrisch mit Druckpunktsimulation) wird gereinigt. Das ergibt verwirrende Perspektiven – wann sieht man schon einmal das Gewölbe von innerhalb einer Orgel?
Tücken der Perspektive
Die Leiste mit den Tastern und Displays ist ansonsten über dem vierten Manual und unter dem Notenpult (links im Bild, das schräg abwärts führende Holz) angebracht. Dahinter sichtbar die vertikalen Drawstops der Register; unterhalb die Wellen der Koppelmechanik.
Spieltisch von vorn
Spieltisch von vorn – an der Stelle des Notenpults gut sichtbar die Traktur zum Hauptwerk; unter den Schwelltritten die grün befilzten „Abnehmer“ der Pedaltraktur
Detailaufnahme der Registerstaffel
Detailaufnahme der Registerstaffel auf der linken Seite (Pedal und Hauptwerk) – wäre die Registertraktur ebenfalls mechanisch angelegt, würden die Manubrien statt in dünne Kabelbäume in ein komplexes Geflecht von Registerzugstangen etc. führen
Pedal und einige Pfeifen des Positivs
Ansonsten räumlich weit getrennt, aber über die schlicht genial konstruierte, komplex aufgebaute Traktur unmittelbarst miteinander in Verbindung stehend: das aufrecht stehende Pedal und einige Pfeifen des Positivs, heute einmal sehr nahe beisammen
8. Tag – Mittwoch, 11. April
Schaltzentrale – erster Teil: während die Spieltraktur der Orgel teilweise mechanisch, teilweise (Ansteuerung des Auxiliaire, Oktavkoppeln, Manualkoppeln auf Wunsch sowie einige elektrisch angesteuerte Register) elektrisch angelegt ist, läuft die Registertraktur komplett elektronisch. Es ist ein eigenartiges Bild, vor Technik (in ihren Grundzügen auf die 90er zurückgehend) zu stehen, die viel Platz einnimmt und dabei vermutlich nicht einmal einen Bruchteil der Rechenkapazität eines modernen Smartphones hat.
Geöffneter Schaltschrank
Der geöffnete Schaltschrank der Registertraktur mit den einzelnen Karten für die Register; er ist so gut gedämmt, dass man erst ohne Füllung hört, welche Kühlleistung die Elektronik stetig fordert.
Die Registertraktur
Auch bei ausgeschaltetem Gebläse der Hauptorgel aktiv ist die Registertraktur – die Funktionstüchtigkeit wird durch die LEDs angezeigt
Stromversorgung
Stromversorgung und rückseitige Verkabelung der Registertraktur
7. Tag – Dienstag, 10. April
Die geöffneten Windladen geben Einblick in die „Eingeweide“ der Orgel – und die schiere Schönheit der Konstruktion.
Geöffnete Windlade
Die geöffnete Windlade des Positivs. Gut zu erkennen sind die Ventile mit Ventilfedern sowie, halb von der Holzleiste verdeckt, die kleinen Bälgchen (einer pro Ton) der Balanciers, also der „Servohilfe“ beim Spielen, sowie die Magnete für die elektrische Ansteuerung (Oktavkoppeln sowie, auf Wunsch, Normalkoppeln)
Registeransteuerung des Pedals
Längs im Bild (bzw. quer zu den Pfeifenstöcken) verläuft die Registeransteuerung des Pedals, hier gut sichtbar die Schleifenzugmagnete – während die Spieltraktur der Domorgel in der Hauptorgel mechanisch angelegt ist (bis auf die erwähnten Oktavkoppeln und die Möglichkeit, die Manualkoppeln auf Wunsch ebenfalls elektrisch anzusteuern) und so ein sehr sensibles Musizieren erlaubt, ist die Registertraktur rein elektrisch angelegt – für den täglichen Gebrauch ist das äußerst angenehm, da eine leichte Bewegung aus den Fingern genügt, um das gewünschte Register zu ziehen bzw. abzustoßen.
Die tiefsten Pfeifen der Orgel
Das ist kein Fehler im Layout: die tiefsten Pfeifen der Orgel (Untersatz 32′ in der unteren Oktave; ab c0 als Extension aus dem Subbass 16′) liegen tatsächlich quer. Bemerkenswert bei diesem Register: das setzt sowohl dem vollen Werk nochmals eine weitere Dimension auf (bzw. eher unter) und kann aber auch zarteste Pianissimo-Klänge begleiten.
6. Tag – Montag, 9. April
Am Wochenende schwieg die Hauptorgel, damit die Orgelbauer an den Windladen arbeiten können. Das gibt Gelegenheit zu einem Blick auf das Gebläse, einen Langsamläufer der Firma Laukhuff/Weikersheim.
Das Gebläse
Das Gebläse, rechts der Motor, links der Ventilator, davor Elektronik zur Motorabschaltung (2014 eingebaut, links) und Sicherungsschalter der Elektrik (rechts). Diese Kammer ist komplett mit Schaumstoff ausgeschlagen, damit so wenig Geräusch als möglich nach außen tritt; lediglich die Klappe zum Filter (rechts) und das Holz des Windkanals (mittig) sind frei sichtbar.