Montag, 01.01.24
Tagesbericht von den Männerstimmen
Wir haben für all das, was an diesem Tag passiert ist, eigentlich gar nicht genug Worte.
In der Nacht haben wir noch das neue Jahr begrüßt, am nächsten Morgen sind wir in aller Herrgottsfrühe schon auf den Beinen (Nur mit Gewand und Notenmappe - fast wie bei den englischen Knabenchören) und sind wie elektrisiert.
Der Ansingechor bei der Neujahrsmesse in der St. Peter Basilika im Vatikan sein zu dürfen ist eine einmalige Chance, die sicher keiner der aktiven Sänger sie jemals wieder bekommen wird.
Vorbereitung
Der große Moment, der bei diesem Pueri Cantores Festival unser absoluter Höhepunkt sein wird, ist nun fast da. Die Neujahrsmesse im Petersdom ist gleichzeitig der Abschlussgottesdienst des Festival Pueri Cantores in Rom. Wir laufen die Strecke zu den Sicherheitskontrollen und müssen noch warten, bis diese geöffnet werden.
Gegen 8:10 Uhr sind wir alle durch die Sicherheitsschleusen durch und werden von Wachleuten über das Gelände des Vatikan zu einem Seiteneingang im Querschiff der Basilika gebracht. Die Aufregung ist beinahe mit Händen greifbar. Als wir durch einen recht kleinen, schmalen Korridor in das Kirchenschiff treten, gehen ganz automatisch alle Augen in den riesigen Raum. Doch das, was wir dort sehen ist zunächst „nur“ der hintere Teil des Seitenschiffs. Als wir um die Seitenkapelle herumkommen, ist in so ziemlich jedem Gesicht der gleiche Ausdruck - ungläubiges Staunen. Die Dimensionen des Petersdoms in Worte fassen zu müssen, ist uns an dieser Stelle einfach nicht möglich.
Jetzt erst wird uns allen so richtig bewusst, was es heißen wird, dass wir an dieser Stelle, zu diesem Zeitpunkt der Ansingechor sein dürfen. Wir werden von Marcos Pavan, dem Leiter des Chors der Sixtinischen Kapelle direkt zum Chorpodest neben den Hauptaltar geführt. Uns direkt gegenüber und für fast alle Gläubigen kaum einsehbar steht der Priestersitz, auf dem in wenigen Minuten Papst Franziskus mit uns die hl. Messe feiern wird.
Da schon viele Menschen im Dom sind, ist auf dem Chorpodest ein klassisches Einsingen natürlich nicht mehr möglich. In der Organisations- und Abstimmungsprobe mit den Musikern, dem Organisten und den Subdirigenten sind die Stimmen aber schnell warm gesungen.
Abschlussgottesdienst
Und dann ist es plötzlich 10 Uhr und ohne große Zeremonie wird der Papst im Rollstuhl an uns vorbei zu seinem Platz gefahren.
Die folgenden 80 Minuten vergehen wie im Flug. Das musikalische Programm ist vielseitig und wir haben viele Momente, in denen wir ganz alleine singen dürfen. Unser Gesang wird mit Mikrofonen in der Kirche verstärkt und mit Bildern als Livestream in die ganze Welt übertragen.
Ein paar Überraschungen erwarten uns in der Messe auch. Vor der Messe hieß es noch, dass wir den 7-stimmigen Satz „Agnus Dei - Missa de Angelis" von Oliver Sperling singen werden. Als Herr Martini den Bläsern den Einsatz geben will, kommt ein Organisator des Vatikan zu ihm und teilt mit, dass das Agnus Dei gregorianisch gesungen werden soll. So sind wir auch hier spontan der einzige Chor, der singt. Auch im Sanctus und Alma Mater singen wir (obwohl es vorher anders abgesprochen wurde) als Vorsängerchor alleine.
Musikalische Höhepunkte sind in der Messe aber ungeschlagen das O Magnum Mysterium von Morten Lauridsen und das Mottolied Et in terra pax von Hector Márquez, der es auch dirigieren darf.
Wir sind sehr stolz auf die Leistung, die wir an diesem Morgen in der Messe abliefern. Herr Martini erzählt später am Tag, wer ihm alles zu der tollen musikalischen Leistung gratuliert hat und wie toll der Klang im Dom gewesen ist.

Viktor
Die Messe war für mich ein sehr emotionales Erlebnis und es hat noch einmal gezeigt, was wir alles können und auch wenn wir improvisieren, dass wir alles noch wunderschön hinbekommen.
Julius
Nach der ganzen Aufregung und Nervosität vor der Messe, war ich einfach glücklich darüber, wie gut Alles funktioniert hat. Die einzigen größeren Fehler waren auch eher den sehr spontanen Planänderungen im Vatikan zu verdanken als uns. Das Ganze war einfach ein einzigartiges Erlebnis, von dem ich niemals gedacht hätte, dass es jemals passieren würde und lässt sich am Besten mit: "einfach Geil!" beschreiben.
Christian
Ich kann das Glück, das ich empfinde, an diesem Tag mit dem Chor - meinen langjährigen Freunden und quasi Familie - dort gesungen zu haben, gar nicht in Worte fassen. Diese Messe als meinen letzten Auftritt mit den Domsingknaben in Erinnerung behalten zu dürfen, ist für mich ein unbeschreibliches Geschenk. Ich bin super glücklich mit der Leistung, die wir abgeliefert haben und werde immer mit Freude an den Tag zurückdenken.
Felix
Vor der Messe war ich komplett voller Adrenalin und es war einfach nur aufregend, da ich es immer noch nicht begriffen hatte, dass ich gleich Teilnehmer des Vorsängerchores für den Papst bin. Während der Messe war es allerdings wie eine normale Messe
Daniel
Ein einmaliges Erlebnis, mit welchem ich für immer angeben werden kann und wo ich selten so viel Druck aufm Kessel hatte (Vielleicht lag es aber auch am schlechten Frühstück)
Viktor
Leider reichen sowohl mein Wortschatz, als auch mein Sprachkenntnisse nicht aus, um die Superlative der Neujahresmesse zu beschreiben. In meinen Augen war sie einfach Grandios und hat noch einmal die Ausmaße des Petersdoms näher gebracht. Wie außergewöhnlich das Alles eigentlich war, kann ich bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht erfassen.
Lukas
Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich so nervös, aufgeregt und voller Vorfreude war. Als wir dann dort im Petersdom standen, war ich einfach nur überwältigt. Ich wusste, in dem Moment, als ich dort stand: Hier werde ich nie wieder stehen und dieser Moment stellt einen einzigartigen Höhepunkt in meinem Leben dar.
Lukas
Auch wenn die ganzen Sicherheitsbeamten sich unfassbar wichtig fühlen in ihren wilden Outfits, fühlt man sich dadurch selber noch viel wichtiger, wenn man im Gewand an den Schlangen vorbeischreitet und seinen äußert exklusiven Ausweis stolz präsentiert. Als wir dann durch einen sehr versteckten Eingang den Petersdom betraten, war das Gefühl der Exklusivität und der Besonderheit der Ereignisse einfach unbeschreiblich.
David
Vor der Messe war ich ziemlich nervös, doch in der Messe war das Gefühl dort auf diesem Podest, mit diesen unfassbaren Menschen, in dieser unfassbaren Gruppe zu stehen einfach unbeschreiblich und eine unfassbare Chance. Es ist etwas, das ich niemals vergessen werde. Es ist unfassbar was wir in den ersten 12 Stunden des neues Jahrs erleben durften und ich glaube, keiner der das nicht miterlebt hat, kann dieses unglaubliche Gefühl beschreiben. Ich bin so unfassbar dankbar für diese Chance und das lässt mich nur stolz sein, auf dass was wir gemeinsam als Chor erlebt und erreicht haben.
Stephan
18 Jahre nach meinem ersten internationalen Chorfestival in Rom, ist es auch beim vierten Mal noch immer ein besonderes Erlebnis, am frühen Morgen zur Neujahrsmesse in den Petersdom einzuziehen. Die vom Chorleiter in der Probe am Vorabend vermittelte Stimmung, war dabei nur ein Vorgeschmack auf das, was uns tatsächlich erwarten würde - zusammen mit selbst meinen zuvor kritischsten Freunden staunte ich abermals gemeinsam mit unseren jüngsten Knabenstimmen über die Pracht des Doms und die erhabene Stimmung. Als "Chorus Primus" die Messe zu gestalten, war dann schließlich das Highlight unserer Reise - nur wenige Meter vom Papst und dem großen Altar des Petersdoms entfernt vor allen anwesenden Chören und Millionen Fernsehzuschauern singen zu dürfen, war einmalig und einfach überwältigend.
Aaron
Der Moment als wir durch den Diplomateneingang in den Petersdom gegangen sind, war einfach nur überwältigend. Etwas Derartiges und Beeindruckendes habe ich noch nie gesehen und hat sich sehr in meinem Kopf eingeprägt.
Als die Messe dann losging, hab ich erst realisiert, was wir hier gerade machen: für den Papst und Tausende vor den Fernsehern singen. Am Ende der Messe war ich echt den Tränen nahe, denn diese Messe ist etwas, was fast unmöglich ist und genau das hat Harald uns ermöglicht - was ein Macher.
Leon
Kurz vor dem Einsingen habe ich die Definition von Reizüberflutung kennengelernt. Das Gefühl, wenn Millionen von Christen unsere Musik hören, ist unbeschreiblich und auch unvergleichlich.
Jan-Luca
Als wir morgens zum Petersdom gelaufen sind, hab ich ein glückliches Gefühl und eine Vorfreude empfunden, die ich zuvor noch nicht bei einem Gottesdienst verspürt habe. Zudem wusste ich nicht, wie groß der Dom ist und wie er von drinnen aussieht. Ich wusste nur, dass es eine der größten Kirchen der Welt ist. Als es dann schließlich so weit war, den Dom zu betreten, konnte ich erst nicht glauben, was ich da sehe. Der Dom war gigantisch groß und wunderschön. Nach kurzem Staunen sind wir dann auf das Podest gegangen und ich hab mich einfach gefreut, so ein einmaliges Erlebnis miterleben zu dürfen und dann noch mit so einem tollen Chor und so tollen Menschen. Es war dann während der Messe so ein tolles Gefühl vor circa 16 Tausend Menschen vor Ort und einem Millionen Publikum im Fernseher sowas erleben zu dürfen und das dann noch als Vorsängerchor. Abschließend gesagt war es einfach ein wunderbares, einmaliges Erlebnis, was man in der Form wahrscheinlich nicht nochmal erleben wird.
Harald
Vor den Essener Domsingknaben zu stehen und mit 4000 Pueri Cantores im Rücken im Zentrum der Weltkirche gemeinsam zu singen wird mir für der Rest des Lebens in wunderbarer und kraftgebender Erinnerung bleiben!
Nicolas
Die Papstmesse hat sich irgendwie nicht real angefüllt. Ich habe auch immer noch nicht realisiert, wie viele Menschen da eigentlich heute in der Kirche waren. Es war aber ein einmaliges Erlebnis - so bewegend, so mitreißend, einfach schön. Aber trotzdem wünsche ich mir nichts lieber, als noch mal so ein riesiges Publikum zu haben und dann auch vernünftig singen zu können, weil ich leider heute keine tragende Rolle gespielt habe. Aber abschließend kann man echt sagen, dass es unfassbar bewegend war und mich viel zum Nachdenken angeregt hat.
Julius
Es war unbeschreiblich. Als wir in den Petersdom reinliefen, hatte ich sofort Gänsehaut. Ich war die ganze Zeit nervös, bis es dann wirklich losging. Als wir dann gesungen haben, war es einfach Geil. Ein solches Gefühl hatte ich noch nie und werde ich auch wohl nie wieder haben.
Nachmittagsprogramm
Wir sind nun doch echt platt und mit dem Nachlassen des Adrenalinspiegels kommt die Müdigkeit. Es gibt ein Mittagessen in einem Restaurant direkt neben dem Vatikan und im Anschluss gehen die meisten Gruppen zunächst zurück zum Hotel, um sich umzuziehen und auszuruhen.
Eine Gruppe wagt sich noch an den Aufstieg auf die Kuppel des Petersdoms. Die restliche Gruppe bekommt eine private Führung von Herrn Bestle, dem Rektor des Campo Santo Teutonico. Er erzählt uns von der sehr interessanten Geschichte des Ortes und von einigen spannenden Personen, die ihn bereits dort besucht haben. Abschließend singen wir in der Kapelle noch zwei Lieder und Herr Martini darf sich stellvertretend für den Chor im Gästebuch eintragen.
Die anschließende Führung durch den Vatikan kürzen wir stark ab und gehen rechtzeitig zurück zum Hotel, um die Koffer zu packen und uns vom Tag zu erholen. Nach dem Abendessen, bei dem wieder die Pasta lobend zu erwähnen ist, haben wir uns überlegt, noch eine nachgeholte Silvesterfeier / Neujahrsfeier / Bunten Abend zu gestalten. Da das Essen bis 21:45 Uhr dauert, muss dieser jedoch recht kurz ausfallen. Moritz und Christian lesen kurze Dialoge, in denen die Nachnamen aller Sänger versteckt sind, den Wellensalat und einige Highlights aus Herrn Martinis Probenzitaten vor.
Natürlich wird auch an diesem Abend noch gemeinsam gesungen. Der Abend endet gegen 22:45 Uhr sehr emotional, als Moritz Herrn Martini für seine tolle Organisation auf dieser Reise dankt. Herr Martini ergreift im Anschluss das Wort und dankt Christian, der an diesem Tag nach 22 Jahren seine letzte Messe mit dem Chor gesungen hat.
Alle Jungs fallen müde in die Betten. Die Männerstimmen lassen den letzten Abend in gewohnter Tradition noch lange ausklingen.